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Vorbild: Pirat mit Holzbein

Nachdem ihr eine weitere Kostprobe aus meinem Roman „Die Krone von Atlantis“ lesen konntet, kommen hier, wie versprochen, ein paar Infos zu meinem Charakter Christopher Rider.

Vielleicht ist es ein wenig ungewöhnlich mit dem Antagonisten den Roman zu beginnen. Ihr lernt den Bösewichten vor den Helden kennen. Ich habe das nicht bewusst so geschrieben. Als ich das Buch verfasst habe, zog es mich am Anfang der Geschichte zu Rider hin. Das liegt vermutlich daran, dass er mein Lieblingscharakter ist.

Bevor ihr jetzt denkt: Was ist das für eine Autorin, deren liebste Figur der Gegenspieler ist? Lasst mich ausführen! Ich bin der Auffassung, dass ein Held immer nur so gut sein kann wie der Antagonist. Nur wenn der Bösewicht interessant und menschlich, vielleicht sogar sympathisch ist, hat der Held einen echten Gegner, den es sich zu überwinden lohnt. Ist er aber eine Figur nach dem Schema F – schlecht, weil er um der Handlung willen schlecht sein muss – neigt er in der Geschichte dazu, immerzu dem Helden in die Hände zu spielen. Der Klassiker für mich ist hier das böse Genie, das dem gefesselten Superhelden seinen Plan erklärt. Er bringt die Hauptfigur im Anschluss nicht um (wäre ja auch zu logisch), sondern gibt ihr quasi eine Handlungsanleitung mit, wie er geschlagen werden kann.

Natürlich gewinnen die Guten am Ende der Geschichte. Und ich mag solche Bücher und Filme durchaus. Ist der Böse aber clever, brilliant und dazu noch auf eine Art und Weise motiviert, die Mitgefühl beim Leser erzeugt, regt der Sieg der Helden über die Bösen zum Nachdenken an. Das ist (für mich) ein Moment, in dem echte Inspiration einsetzt.

Zum ersten Mal habe ich mir solche Gedanken zu einem Piraten gemacht. Ohne dass ich es erklären konnte, faszinierte mich schon als Kind der Charakter von Long John Silver aus Robert Louis Stevensons „Die Schatzinsel“. Dass Silver der Schurke ist, stellt sich erst später im Buch raus. Vorher werden er und Jim Hawkins (der Protagonist) Freunde. Mich hat zutiefst beeindruckt, dass Silvers Zuneigung zu Jim im Laufe des Buches nicht nachlässt. Er ist zwar skrupellos und auf den Schatz fixiert. Aber man merkt, dass er Jim nach wie vor schätzt und ihn eigentlich beschützen will. Gleichzeitig ist auch Jim hin und her gerissen zwischen seinen Sympathien für Silver und seinem Gerechtigkeitssinn.

Natürlich bekommt Silver am Ende den Schatz nicht und Jim kehrt wohlbehalten zu seiner Mutter zurück. Silver und Jim wachsen aber an ihrem Abenteuer, sind beide hinterher nicht dieselben, die sie vorher waren. Und sie nehmen den Leser bei ihrer Entwicklung mit. Als Kind hat mir die Figur von Silver die Erkenntnis beschert, dass es zwischen gut und böse viel dazwischen gibt. Ein Bösewicht, der ausnahmsweise gut sein kann, macht ein Buch und eine Geschichte erst richtig spannend. Man hofft doch bis zum Schluss, dass das Gute in der Figur siegt.

Ich habe versucht, mit Christopher Rider einen ähnlich spannenden Charakter zu schaffen. Er war nicht immer ein Mörder so wie heute. Er hat gute Gründe, so verbittert zu sein. Und wer weiß, vielleicht ist er ja nicht immer so ein Schuft, sondern kann selten freundlich, pflichtbewusst und sogar lieb sein. Um das aber herauszufinden, müsst ihr mein Buch lesen. Klickt hier, wenn ihr es bestellen wollt.

Eure Freya

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Christopher Rider

So, hier kommt sie, meine neuste Leseprobe aus meinem Roman „Die Krone von Atlantis.“ Wie versprochen, stelle ich euch in den nächsten drei Wochen meine drei Hauptcharaktere vor. Die kommende Woche ist Christpher Rider gewidmet. Er ist geheimnisvoll, skrupellos und hat einen Plan. Dafür braucht er die Kette, über die ihr bereits im Prolog gelesen habt. Um sie zu beschaffen, geht er über Leichen. Aber lest selbst! Und wenn ihr das ganze im Original lesen wollt, bestellt das Buch gerne hier.

Auszug aus dem 1. Kapitel, Seiten 13 bis 15:

Christopher Rider beachtete den toten Körper zu seinen Füßen gar nicht. Stattdessen starrte er angespannt auf das kleine Kärtchen in seiner Hand. Seine Augen verengten sich, als er die Handschrift entzifferte. Der Juwelier hatte den Namen falsch geschrieben. Auf der Karte stand „Gräfin Elana.“ Hinter dem Adelstitel hatte der alte Mann ein Fragezeichen vermerkt. Rider schnaubte amüsiert und warf einen zufriedenen Blick auf die Leiche von Friedrich Hansen. Dessen leblose Augen waren auf ihn gerichtet. Trotz des Fehlers im Namen bestand kein Zweifel: Sie war bei dem Juwelier gewesen. Und sie war bei dem alten Unglücksraben fündig geworden, sonst hätte sie keine Reservierung vornehmen lassen.

„Boss?“ Riders Augen wanderten zur Seite und sahen in das tumbe Gesicht eines großen, korpulenten Mannes.

„Und, Brutus?“, fragte Rider barsch.

„Der Alte hat die Wahrheit gesagt. Der Code stimmt. Wir sind drin.“

Riders linker Mundwinkel zuckte nach oben. Mit einem großen Schritt stieg er über den Toten hinweg. „Dann mal los!“ Mit diesen Worten verließ er das Arbeitszimmer der alten Hamburger Villa und trat in den Flur hinaus. Sein langer schwarzer Mantel bauschte sich hinter ihm auf, als er mit schnellen Schritten die Kellertreppe hinunterstieg. In dem feuchten und dunklen Gewölbe trat Rider durch eine schwere Metalltür, die mittlerweile offen stand, und fand sich im Inneren eines großen Tresors wieder.

„Sieht so aus, als wenn der alte Hansen seine kostbarsten Sachen ganz dicht bei sich haben wollte“, murmelte Rider und ließ seinen Blick durch den begehbaren Safe schweifen. An sämtlichen Wänden des Raumes fanden sich Regale, die bis unter die niedrige Decke reichten. Sie waren vollgestopft mit Kartons, Metallkassetten und kleinen Vitrinen, durch deren verstaubtes Glas vereinzelt Juwelen funkelten. Bilderrahmen ragten hier und da aus Kisten hervor. Das Holz eines Regals bog sich unter dem Gewicht der Teppiche, die darin gelagert waren. Hansen hatte über die Jahre seiner Tätigkeit hinweg mehr als nur alten Schmuck angehäuft. Rider vermutete, dass der Inhalt dieses Tresors allein ein Museum über die Geschichte der alten Hamburger Kaufmannsfamilien füllen konnte.

„Und? Ist es hier, Boss?“

Rider sah seinen zweiten Handlanger zu seiner Rechten an. Im Gegensatz zu Brutus war Jack, der eigentlich Hans Borchert hieß und Englisch mit schwerem Akzent sprach, ein schmächtiger, drahtiger Kerl mit ausgemergeltem Gesicht und blutunterlaufenen Augen.

„Kann ich noch nicht sagen. Verlass‘ den Raum, Jack“, sagte Rider. Er benutzte einen Tonfall, der Jack umgehend veranlasste, über die Türschwelle zu eilen. Er und Brutus standen nun beide hinter der geöffneten Tresortür und sahen gespannt auf ihren Anführer, der sich im Raum langsam um sich selbst drehte. Dabei untersuchte Rider die einzelnen Regale eines nach dem anderen. Schließlich holte er tief Luft, schloss die Augen und wurde für einen Moment vollkommen still. Schlagartig riss er die Augen auf, wirbelte herum und erreichte eines der Regale mit einem einzigen, zielgerichteten Schritt. Ohne lange zu überlegen, packte er die Kisten darin mit beiden Händen und warf sie mit Schwung zu Boden. Ein heftiges Scheppern ertönte, als Glas zerbrach. Jack und Brutus zuckten zusammen, doch Rider scherte sich nicht um die Zerstörung, die er anrichtete. Stattdessen zog er kraftvoll einen großen Bilderrahmen aus seinem Fach und ließ ihn achtlos zu Boden fallen. Das Holz zerbarst. Schließlich hielt Rider für einen Augenblick inne. Mit einem Mal streckte er beide Hände behutsam in das Regal aus. Vorsichtig zog er ein Kästchen hervor, dessen Seiten mit kunstvollen, aber völlig verstaubten Schnitzereien verziert waren. Rider zögerte einen Moment, holte tief Luft, bevor er den Deckel des Kästchens einen Spalt anhob. Er warf einen prüfenden Blick ins Innere.

„Da ist er“, flüsterte er. Seine Zähne blitzten in der Dunkelheit auf, als er triumphierend grinste. Brutus und Jack drängten sich ein Stückchen weiter in den Raum, begierig darauf herauszufinden, was sich in dem geheimnisvollen Kästchen befand. Doch Rider ließ den Deckel wieder fallen. Ein dumpfes Geräusch ertönte, als sich das Kästchen wieder schloss. Rider warf seinen beiden Handlanger einen strengen Blick zu.

„Wir sind hier fertig. Sehen wir zu, dass wir verschwinden!“

Brutus und Jack tauschten einen fragenden Blick, doch da schritt Rider schon zwischen ihnen hindurch. Geradeaus marschierte er auf die Kellertreppe zu. Sein Mantel bauschte sich wieder hinter ihm auf.

„Wird’s bald?“, herrschte Rider Jack und Brutus an, als diese sich nicht rührten. Schließlich schauten die beiden ein letztes Mal gierig auf die Juwelen und anderen Kostbarkeiten in dem Tresor. Im Anschluss folgten sie ihrem Anführer. Brutus schnaubte mürrisch. Nur Augenblicke später verschwanden die drei durch die große Eingangstür der Villa und ließen das Anwesen in der Stille der Nacht hinter sich.

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Meine 3 (Anti-?)Helden

Mit „Die Krone von Atlantis“ habe ich Neuland betreten. Wie ihr bereits aus der Inhaltsanhabe wisst (klickt hier, um sie nachzulesen), hat mein Hauptcharakter ein Geheimnis. Also stand ich vor der Frage: Wie kann Ria ihr Geheimnis vor dem Leser verbergen? Denn als das Geheimnis in der Handlung gelüftet wird, nimmt die Geschichte erst richtig Fahrt auf. 🙂 (Wer jetzt schon neugierig ist, und erfahren will, was das Geheimnis ist, kann sich das Buch gerne direkt hier bestellen!).

Meine Leser sollen meine Charaktere richtig kennenlernen können. Sie sollen ihre Gedanken erfahren, sich aber gleichzeitig auch eine eigene Meinung zu ihnen machen können. Die Handlung lebt davon, dass einige Informationen erst zu bestimmten Zeitpunkten herauskommen. Wer ist Ria zum Beispiel? Ist das überhaupt ihr richtiger Name? Wieso hat sie diese Kette gestohlen?

Um meinen Figuren ihre Geheimnisse zu lassen, habe ich mich entschieden, die Geschichte zum ersten Mal aus Sicht von drei verschiedenen Personen zu erzählen. Das hat es mir erlaubt, in bestimmten Situationen die Perspektive zu wechseln, damit die Gedanken einiger Charaktere verborgen bleiben können.

Bei diesen drei Personen handelt es sich um:

  • Ria – eine neunzehnjährige Diebin, die ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit macht.
  • Christopher Rider ihm nimmt Ria die Kette ab und er macht Jagd auf sie. Er ist der Bösewicht und Antagonist im Buch. Doch ist er wirklich böse? Auch er ist eine mysteriöse Figur, über die man nur Stück für Stück etwas erfährt. So viel sei aber gesagt: Er hat zu den Helden der Geschichte eine interessante Beziehung.
  • Percival von Thalburg – alle nennen ihn Percy. Ihn habe ich richtig lieb gewonnen, als ich ihn geschrieben habe. Er ist ehrlich, tapfer und optimistisch. Ein richtiger Ritter. Aber auch er wird von seinen Dämonen verfolgt und kann ihnen nicht mehr entkommen.

Die nächsten drei Wochen werde ich jeweils diesen drei Figuren widmen. Los geht es am Sonntag! Da stelle ich euch jeweils eine Leseprobe ins Netz, um euch zu zeigen, wie ich die Figuren in das Buch eingeführt habe. Ich werde sie in der Reihenfolge vorstellen, in der sie auftauchen. Im Anschluss findet ihr auf meinem Blog, Bilder, Anekdoten und andere interessante Hintergrundinfos zu der Figur. Statt eines Behind-the-Scenes, ein Behind-the-pages also!

Den Anfang macht Christopher Rider. Stellt also sicher, dass ihr mir folgt, damit ihr nicht verpasst, wenn ich die Seiten des Buches online stelle, in denen er zuerst beschrieben wird. Ich freue mich schon drauf!

Eure Freya

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Phantasie und Wirklichkeit

Na, wie habt ihr euch die Kette vorgestellt, die bereits auf den ersten Seiten meines Buches eine Rolle spielt. Wer den Prolog zu meinem Roman „Die Krone von Atlantis“ noch nicht kennt, kann sich hier auf den neusten Stand bringen. Worum es überhaupt geht, erfahrt ihr hier.

Es war überhaupt nicht einfach, die Kette zu beschreiben, die sich Gräfin Eleana da unter den Nagel reißen möchte. Der Anhänger wird in der kommenden Handlung eine wichtige Rolle spielen, daher war es mir wichtig, dass die Leser eine gute Vorstellung davon haben, wie das gute Stück überhaupt aussieht. Was mir geholfen hat? Die Kette gibt es in Wirklichkeit! 🙂

In diesem Beitrag und auf meinem Instagram Account könnt ihr euch ein genaues Bild von der Kette machen. Es gibt sie nirgendwo zu kaufen. Sie ist ein Einzelstück, das auf meinem eigenen Design beruht. Wer genau hinsieht, kann auch sehen, dass das Design auf dem Cover meines Buches zu sehen ist. Lasst mich wissen, wenn ihr es entdeckt.

Der Anhänger ist ein Produkt meiner Phantasie, das es in das wirkliche Leben geschafft hat. Ich trage ihn fast jeden Tag, erinnert er mich doch daran, dass aus Gedanken mehr werden kann als nur ein schöner Zeitvertreib. Sie können die Dinge verändern. Und wenn es auch nur mein Aussehen ist.

Bleibt jedenfalls dran, wenn ihr wissen wollt, was es mit der Kette überhaupt auf sich hat. Eines sei jedenfalls gesagt: Sie ist mehr als nur ein Schmuckstück. Nichts ist auf den ersten Blick, wie es scheint. Das wird auch eine gewisse Ria Thale bald erfahren, die ich euch demnächst vorstelle.

Bis dahin freue ich mich auf euer Feedback!

Eure Freya

Leseproben

Der 1. Blick in „Die Krone von Atlantis“

Willkommen auf meinem Blog und willkommen in dem Abenteuer namens „Die Krone von Atlantis“.

Hier kommen die ersten Seiten meines neuen Romans. Worum es geht, findet ihr heraus, wenn ihr hier klickt. Ihr könnt die folgende Leseprobe auch bei epubli sehen. Wenn euch der erste Blick in den Roman gefallen hat und ihr weiterlesen möchtet, findet ihr hier alle Links zu den weiteren Leseproben. Wo ihr das Buch bestellen könnt, findet ihr hier heraus.

Stellt sicher, dass ihr mir folgt, um alle Hintergrundinfos, Updates und weiteren Veröffentlichtungen auf keinen Fall zu verpassen. Aber jetzt taucht erst einmal ein, in die erste Szene aus „Die Krone von Atlantis“…

Prolog

Als wäre sie nicht aus dieser Welt.

Friedrich Hansen schämte sich seines Gedankens, kaum dass er ihm gekommen war. Dennoch gelang es ihm nicht, die Augen von der Frau abzuwenden, die gerade sein Geschäft betreten hatte.

Hansen war ein Profi. Es war mehr als zwanzig Jahre her, dass er das Hamburger Juweliergeschäft seines Vaters übernommen hatte. Davor war er bereits als Goldschmied tätig gewesen. Er hatte Trauringe an Frischverliebte verkauft, lächerlich pompöse Halsketten für Millionärsgeliebte gereinigt und einmal sogar ein Diadem angefertigt. Seine Kunden kamen aus allen Gegenden der Welt. Er brüstete sich gern damit, schon alles gesehen zu haben. Der Anblick dieser Frau belehrte ihn eines Besseren.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte Hansen geschäftsmäßig und ging langsam um seinen Verkaufstisch herum.

Als die Frau ihren Kopf hob und sich ihre Blicke trafen, hielt Hansen einen Moment inne. Unter der Kapuze des dunkelblauen Samtumhangs blitzte ein Paar Augen hervor, das von einer so intensiven ozeanblauen Farbe war, wie Hansen es noch nie gesehen hatte. Die Frau sah den Juwelier durchdringend, forschend, aber freundlich an. Auf ihren feinen Lippen war die Andeutung eines Lächelns zu sehen.

„Sind Sie der Eigentümer?“, fragte sie.

Hansens Rücken straffte sich. „So ist es.“

„Das Geschäft hat früher Ihrem Vater gehört“, sagte die Frau in einem sachlichen Tonfall.

„Woher wissen Sie das?“, fragte Hansen leise. Er wich überrascht einen Schritt zurück.

Die Frau ging auf seine Frage jedoch nicht ein. Stattdessen trat sie an eine der Vitrinen im Geschäft heran und blieb davor stehen.

Hansen schüttelte kurz den Kopf und besann sich auf seine Verkaufsroutine. „Interessieren Sie sich für ein bestimmtes Stück?“ Er stellte sich neben die Frau und sah mit ihr gemeinsam auf das einzelne Schmuckstück, das in der Vitrine lag.

Wieder ging sie auf seine Frage nicht ein. „Darf ich fragen, woher Sie ihre Stücke haben?“, fragte sie. Hansen glaubte nun den Hauch eines fremdländischen Akzents zu hören.

„Nun, teilweise führen wir natürlich Designer-Exemplare. Zum Geschäft gehört aber noch die Werkstatt. Sie finden hier handgemachte Unikate.“ Wieder straffte Hansen seinen Rücken vor Stolz.

„Und Haushaltsauflösungen?“

Hansen schob die Augenbrauen zu einem skeptischen Blick zusammen. Was ist das hier?

„Ich biete manchmal auch bei Nachlassversteigerungen mit. Teilweise finden sich dort wahre Kostbarkeiten. Ich bereite sie dann auf und biete sie hier zum Verkauf an.“

„Handelt es sich bei diesem Stück auch um eine solche Kostbarkeit?“ Endlich schob die Frau die Kapuze von ihrem Kopf. Zum Vorschein kam kräftiges kastanienbraunes Haar, das in eine kunstvolle Flechtfrisur gesteckt worden war. Hansen musste sich anstrengen, seinen Mund geschlossen zu halten. Vor ihm stand die wohl schönste Frau, die er je gesehen hatte. Sie hatte feine ebenmäßige Züge, eine hohe Stirn und große kluge Augen. Die Frau wandte sich Hansen zu, deutete aber mit ihrem Kopf in Richtung der Vitrine.

Hansen konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Sie haben ein gutes Auge, gnädige Frau.“ Die Frau lächelte bei dieser altmodischen Anrede. „In der Tat, dieses Stück habe ich vor einigen Jahren aus dem Nachlass einer sehr alten Hamburger Kaufmannsfamilie ersteigert. Es gab keine lebenden Erben. Man sagte mir damals, dass das Stück schon seit Generationen in der Familie vererbt wird.“ Mit diesen Worten griff Hansen in seine Hosentasche und zog einen kleinen Schlüsselbund hervor. „Wenn Sie mögen?“, fragte er und steckte schon den passenden Schlüssel in das Vitrinenschloss.

„Ich bitte darum“, sagte die Frau noch immer lächelnd und trat zur Seite, sodass der Juwelier die Vitrine öffnen konnte. Hansen griff hinein und zog mit seinen Händen vorsichtig die Halskette hervor, die hinter dem Glas im Licht gefunkelt hatte. An einem silbernen Reif baumelte ein einzelner dreieckiger Anhänger.

Hansen reichte den Schmuck der Frau. „Das Juwel ist ein Aquamarin einzigartiger Klarheit. Sie werden nicht einmal kleinste Einschlüsse im Stein finden. Und das Material ist hochwertiges Weißgold.“

Die Frau legte sich den glänzenden Anhänger prüfend auf die Handfläche und ließ ihn im Schein der Vitrinenlampe hin und her wiegen. Der Anhänger fasste ein tropfenförmiges Juwel, das hellblau im Licht schimmerte. Seine Fassung bestand aus einem geschwungenen Dreieck, dessen linkes unteres Ende in einer Spirale endete.

„Der Anhänger ist wunderschön. Ein phantastisches Stück“, flüsterte die Frau.

Hansen addierte den Preis für die Kette im Kopf bereits auf seinen heutigen Tagesumsatz. Das Jahr 2019 begann für ihn gut.

„Sie haben wirklich ganze Arbeit geleistet“, sagte die Frau schließlich und sah den Juwelier wieder an.

Hansen schürzte ein wenig verunsichert die Lippen. „Sie meinen mit der Aufarbeitung des Stücks. Nun ja …“

„Und jetzt würde ich ihn gern sehen“, unterbrach ihn die Frau plötzlich.

Hansen stockte. „Ich fürchte, ich verstehe nicht“, brachte er hervor.

„Ich würde gerne den echten Anhänger sehen. Das Erbstück, das Sie ersteigert haben, ist es hier?“

Hansen fuhr ein Schauer über den Rücken. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch es kamen keine Worte heraus. Stattdessen starrte er die Frau an.

„Herr Hansen, richtig?“ Hansen nickte kaum sichtbar. „Herr Hansen, ich kann ein Original von einer Nachahmung unterscheiden. Und so hervorragend diese Kopie von Ihnen auch ist, ich bin doch leider nur an dem Original interessiert.“

Hansen hatte es für einen Moment endgültig die Sprache verschlagen. Er fühlte sich ertappt und auch ein wenig gedemütigt. Niemals hatte er damit gerechnet, dass jemand den Anhänger als Kopie identifizierte. Er hatte ihn in jedem Detail nachgebildet. Doch anstatt seine Täuschung abzustreiten, entschloss er sich, in die Offensive zu gehen: „Sind Sie sicher?“ Er nahm der Frau den Anhänger aus den Händen. „Der hier verarbeitete Edelstein ist viel hochwertiger als im Original. Dieser Aquamarin ist lupenrein. Ein Juwel dieser Färbung und Größe finden Sie nur selten. Der Stein im Original ist, wie soll ich sagen, anders.“

Die Frau lachte kurz auf. „Sie sind wirklich ein Meister Ihres Faches, nicht wahr?“

Hansen spürte, dass er rot anlief. Er lächelte aber.

„Ich fürchte dennoch, dass ich darauf bestehe, das Original zu sehen.“ Nach einer kurzen Pause ergänzte sie: „Ich bin bereit, Ihnen jede Summe dafür zu zahlen, die Sie mir nennen.“

Hansen hatte Mühe, sich seine Glücksgefühle nicht anmerken zu lassen. „Sicher. Nur muss ich Ihnen dazu leider sagen, dass das Original nicht hier ist.“

Der Gesichtsausdruck der Frau änderte sich schlagartig. Sie sah auf einmal besorgt aus.

„Es ist in meinem Lager“, fügte Hansen eilig hinzu. „Die kostbarsten Stücke lagere ich in einem Safe. Ich kann den Anhänger holen. Leider werde ich ihn erst morgen hier haben.“

Der Ausdruck der Erleichterung, der sich auf dem Gesicht der Frau ausbreitete, erfüllte Hansen aus Gründen, die er nicht nachvollziehen konnte, mit Unbehagen. Sie will den Anhänger unbedingt, dachte er, während er die Kopie zurück in die Vitrine legte.

„Das ist überhaupt kein Problem. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich Sie darum bitten wollen“, sagte sie.

„Selbstverständlich.“ Hansen wandte sich beruhigt von der Frau ab und ging zu seinem Verkaufstisch zurück. Aus einem der unteren Fächer zog er ein leeres Kärtchen hervor und vermerkte mit seinem Füllfederhalter einige Notizen. „Auf welchen Namen darf ich den Anhänger reservieren?“, fragte er und hob den Kopf. Zu seinem Erstaunen hatte die Frau seinen Laden schon fast wieder verlassen. Beim Klang seiner Stimme aber drehte sie sich um.

„Eleana“, antwortete sie. Hansen hob überrascht die Augenbrauen. „Gräfin Eleana.“ Mit diesen Worten verschwand die Frau durch die Tür und ließ einen nunmehr vollkommen verblüfften Juwelier zurück.